HILFE FÜR KINDER UND JUGENDLICHE

Worauf solltest du achten, wenn du im Internet unterwegs bist?

Innocence in Danger
Julia von Weiler, Leiterin von Innocence in Danger
Foto: Privat
Julia von Weiler, Leiterin von Innocence in Danger


"Das Internet ist ein Großstadtdschungel. Alles ist wahr oder auch falsch. Es gibt blinkende Lichter und dunkle Ecken, es gibt tolle Menschen und die größten Vollidioten, Abzocker und auch Sexualstraftäter, die ständig online nach Opfern suchen. Damit du denen nicht ins Netz gehst, hier die wichtigsten Tipps.

Verrate nicht wer oder wo du bist

  • Lege dir einen Phantasienamen zu, der nichts über dich verrät.
  • Verrate nicht deine Adresse, Telefonnummer, Passwörter oder die Adresse deiner Schule.
  • Deaktiviere die Standorterkennung auf Facebook und bei all deinen Apps.


Mach dich im Internet nicht zu “attraktiv“
  • „Sexy“ Fotos laden Menschen ein, die du NICHT kennen lernen willst.
  • Schicke niemandem ein „sexy“ Bild von dir.
  • Bilder, die einmal digital kursieren, können von jedem, der sie findet oder bekommt, weiterverwendet werden. Du hast keine Kontrolle mehr darüber!


Werde misstrauisch, wenn ...
  • jemand dir übertriebene Komplimente macht oder sich jemand auffällig um deine Sorgen kümmert.
  • jemand hauptsächlich über dein Aussehen, deinen Körper oder Sex reden will.
  • jemand dir Angebote macht, die sich einfach zu gut anhören, z.B. in einem Film mitspielen, als Modell arbeiten, ganz billig super Turnschuhe besorgen oder Ähnliches.
  • jemand dich gegen deine Eltern oder Lehrer aufhetzen will.


Dos and Don`ts beim Chatten
  • Kommt dir was komisch vor: Sag, du bist in der Schule oder deine Eltern kommen gerade heim.
  • Wird’s dir unangenehm: Beende den Dialog.
  • Bei sozialen Netzwerken und Onlinespielen kannst du dich beschweren. Bei Facebook heißt das „Als Spam oder Missbrauch melden ...“.
  • Triff dich nicht mit Älteren! Geh nicht allein zu Treffen mit Chat-Partnern!
  • Suche für ein Treffen einen öffentlichen Ort."


Weitere Infos unter:
Innocence in Danger e.V.

Was ist Cybergrooming?

Schau hin!
Kristin Langer, Mediencoach bei Schau Hin!
Kristin Langer, Mediencoach bei Schau Hin!

"Cybergrooming (vom Englischen „grooming“, auf deutsch: anbahnen oder vorbereiten) ist das gezielte Ansprechen Minderjähriger über das Internet mit dem Ziel, sexuelle Kontakte anzubahnen. Dabei werden Kinder und Jugendliche belästigt und aufgefordert, Nacktaufnahmen zu übersenden oder zu Treffen zu kommen – oft anonym, aber oft auch unter falschem Namen. Von sexueller Belästigung sind in den meisten Fällen junge Mädchen betroffen – aber auch immer wieder Jungen. Die TäterInnen bauen zuerst Vertrauen auf, indem sie sich z.B. für die Hobbys der Kinder interessieren, und bringen sie so zur Herausgabe von intimen Fotos oder Videos. Häufig werden diese Aufnahmen im Anschluss dafür benutzt, die Kinder zum Schweigen zu bringen. Wer sich jedoch hinter dem Chatprofil verbirgt, bleibt häufig unklar. Deshalb: Vorsicht beim Versenden von Fotos, Videos und besonders bei realen Treffen!"

MEHR auf klicksafe.de
und schau-hin.info
und Juuuport.de.

Wie durchschaue ich Cybergrooming?

Schau hin!
Kristin Langer, Mediencoach bei Schau Hin!
Kristin Langer, Mediencoach bei Schau Hin!

"Die Täterinnen und Täter versuchen, ihre Opfer zu manipulieren, um an die gewünschten Informationen oder Bilder zu kommen. Wichtig ist, auf das eigene Bauchgefühl zu hören und misstrauisch zu werden, wenn die andere Person sich komisch verhält. Anzeichen dafür, dass dein Gegenüber nichts Gutes im Sinn hat, könnten sein: Er oder sie macht dir sehr viele Komplimente, hat Verständnis für „alles“, was du sagst, und versucht angestrengt, cool und jugendlich zu wirken. Die Täterinnen und Täter wollen oft wissen, wo du grade bist und ob du allein am Smartphone oder Computer bist. Sie wollen Bilder von dir bekommen und per Video-Chat mit dir sprechen. Manchmal behaupten Sie, ihre eigene Kamera sei „kaputt“. Nach einiger Zeit werden die Komplimente anzüglich, sie wollen Bilder haben, die dich freizügig zeigen und verlangen vielleicht spezielle Posen oder Kleidung. Solche Bilder solltest du auf keinen Fall verschicken und mit deinen Eltern oder jemandem, dem du absolut vertraust, darüber sprechen. Auch wenn dein Gegenüber dir rät, niemandem von dem Chat zu erzählen, so ein Geheimnis kann für dich riskant sein."

Mehr unter: schau-hin.info

Cybergrooming-Hilfe: Was kannst du tun?

Juuuport.de
Kristin Langer, Mediencoach bei Schau Hin!
Foto: Juuuport.de
Ayla Schaub von Juuuport.de


"Es gibt ein paar effektive Sachen, die man tun kann, wenn man von Cybergrooming betroffen ist:

Das kannst Du selber tun:

  • 1. Du bist nicht Schuld!
    Du hast nichts falsch gemacht und bist okay, so wie Du bist. Schuldig ist immer die Person, die Gewalt ausübt.
  • 2. Sichere Beweise mit Screenshots!
    Unangemessene Posts, Nachrichten und Chatverläufe sind wichtige Beweise für die Polizei oder Deine Vertrauensperson.
  • 3. Melde beleidigende Inhalte!
    Bei Instagram, Facebook und anderen sozialen Medien kannst Du unangemessene Inhalte melden und damit für immer löschen.
  • 4. Blockiere die Täter:innen!
    Unerwünschte Kontakte kannst Du in sozialen Medien einfach blockieren. Dann können die Nutzer:innen nicht mehr sehen, was Du postest, oder Dir Nachrichten schreiben.


So können Dir andere helfen:
  • 1. Hol dir Hilfe!
    Mache aus Cybergrooming kein Geheimnis, sondern wende Dich an Freund:innen, Eltern oder eine andere Vertrauensperson.
  • 2. Lass dich beraten!
    Bei JUUUPORT kannst Du vertraulich und kostenlos Deine Fragen zu Cybergrooming oder anderen Problemen im Netz stellen: www.juuuport.de/beratung.
    Auch Beratungsstellen wie das Hilfetelefon sexueller Missbrauch oder die Nummer gegen Kummer kannst Du um Rat fragen.
  • 3. Gehe zur Polizei
    Zeig die Täter:innen bei der Polizei an.

Also Kopf hoch! Du bist nicht allein!"

Mehr unter: www.juuuport.de/beratung

Wie kann ich unangemessene Inhalte melden?

www.jugend.support
Jugend.support

"Hast Du den Inhalt oder die Nutzer:innen, die Dich stören, direkt in der App oder beim Betreiber des sozialen Netzwerks gemeldet? Wie Du das machst, findest Du auf der Seite Probleme melden oder im Kompass Social Media. Wenn Du damit nicht weiterkommst, können Dir vielleicht die Internet-Beschwerdestellen helfen. jugend.support arbeitet mit den Beschwerdestellen eco, fsm und jugendschutz.net zusammen. Die Beschwerdestellen haben noch andere Möglichkeiten als die Nutzer:innen, mit Betreiber:innen oder Einzelpersonen in Kontakt zu treten, um Inhalte entfernen zu lassen. Für Deine Nachricht an die Internet-Beschwerdestellen kannst Du das Beschwerdeformular nutzen. Wenn peinliche Bilder von Dir oder anderen (zum Beispiel Nacktbilder) missbraucht werden, prüfen die Beschwerdestellen die Inhalte genau. Das gilt auch für sexuelle Belästigung oder Anmache im Internet, so genanntes Cybergrooming. Die Beschwerdestellen setzen sich dafür ein, dass der Inhalt und der Account der Täter:innen nicht länger online ist, wenn er gegen das deutsche Recht verstößt. Sie arbeiten dazu auch mit der Polizei zusammen."

Wo kann ich mich zu Cybergrooming beraten lassen?

Save-me-online.de
Save-me-online.de

Bei save-me-online.de kannst du dich über sexuelle Gewalt im Netz informieren und beraten lassen. Wir bieten vertrauliche und kostenlose Unterstützung für Jugendliche und junge Erwachsene, bei der du auch anonym bleiben kannst. Hier kannst du den Berater:innen schreiben, wenn du Sorgen, Probleme oder Angst hast. Sie kennen sich gut aus mit den Themen sexueller Missbrauch und sexuelle Gewalt. Auch bei Cybergrooming bekommst du hier Hilfe.

Mehr unter www.save-me-online.de

Nummer Gegen Kummer
Nummer Gegen Kummer

Du fühlst dich allein mit Deinen Problemen? Darüber reden hilft! Das Kinder- und Jugendtelefon der „Nummer gegen Kummer“ bietet kostenlose und anonyme Beratung, montags bis samstags von 14-20 Uhr unter der Nummer 116 111. Samstags werden die Anrufe von den Teams „Jugendliche beraten Jugendliche“ angenommen. Wenn du lieber schreibst, statt sprichst, gibt es auch eine Online-Beratung, anonym und kostenlos, unter www.nummergegenkummer.de - rund um die Uhr per Mail und von Dienstag bis Freitag im Chat.

Juuuport.de
JUUUPORT.de

Du brauchst Hilfe oder einen Rat bei Cybergrooming? Wir sind ehrenamtlich aktive Jugendliche aus ganz Deutschland, die JUUUPORT-Scouts, und helfen Dir bei Online-Problemen wie Cybergrooming, Stress in sozialen Medien, Online-Abzocke und Datenklau. Wir beraten Dich kostenlos und datenschutzkonform per WhatsApp und Telegram Montag bis Freitag zwischen 18 und 20Uhr.

Mehr unter https://www.juuuport.de/beratung

Notfall: Hilfetelefon sexueller Missbrauch
Notfall: Hilfetelefon sexueller Missbrauch

Du hast eine Frage oder ein Problem und möchtest sofort mit jemandem reden? Ruf uns an. Auch im Zweifelfall. Hier kannst du kostenfrei anrufen, wenn du sexuellen Missbrauch erlebt hast oder dich bedroht fühlst. Ausgebildete Berater:innen hören dir zu und helfen dir weiter. Jedes Gespräch bleibt vertraulich und anonym! Die Telefonnummer ist die 0800 22 55 530. Telefonzeiten sind immer montags, mittwochs und freitags von 9 bis 14 Uhr sowie dienstags und donnerstags von 15 bis 20 Uhr.

Mehr unter: https://nina-info.de/hilfetelefon/fuer-jugendliche.html

HILFE FÜR ELTERN UND ERWACHSENE

Wie nah ist der Dokumentarfilm an der Realität in Deutschland?

Innocence in Danger
Julia von Weiler, Leiterin von Innocence in Danger
Foto: Privat
Julia von Weiler, Leiterin von Innocence in Danger


"Der Film entspricht total der Realität in Deutschland. Das ist hier überhaupt nicht anders als in Tschechien. gefühlt jedes Kind ab 11 Jahren hat ein Smartphone in der Hosentasche. D.h. die Situation hat sich verschärft. Entsprechend ist in Deutschland erst kürzlich der Cybergrooming-Paragraph ergänzt worden. Cybergrooming ist ein alltägliches Risiko für Kinder und Jugendliche, die sich online bewegen. Sexuelle Gewalt an Kindern ist eine Beziehungstat. 80 – 90% aller Fälle finden im sozialen Nahfeld des Kindes statt: Familie, Freundeskreis, Schule, Sport, Nachbarschaft. Dazu gehört natürlich längst auch das digitale soziale Nahfeld: die Insta-Friends, die Online-Buddies, mit denen ich dort spiele, usw. Das bedeutet, das soziale Nahfeld war noch nie so nah wie heute, weil es einfach durch das Gerät die ganze Zeit bei mir ist. Die digitalen Medien haben die Dynamik und das Phänomen sexueller Gewalt fundamental verändert. Für immer. Über die Webcam findet der Täter den direkten ungestörten Kontakt zum Kind in seinem sichersten Hafen."

Mehr unter www.innocenceindanger.de/fuer-medienpolitik/

Was ist Cybergrooming?

Schau hin!
Kristin Langer, Mediencoach bei Schau Hin!
Kristin Langer, Mediencoach bei Schau Hin!

"Cybergrooming (vom Englischen „grooming“, auf deutsch: anbahnen oder vorbereiten) ist das gezielte Ansprechen Minderjähriger über das Internet mit dem Ziel, sexuelle Kontakte anzubahnen. Dabei werden Kinder und Jugendliche belästigt und aufgefordert, Nacktaufnahmen zu übersenden oder zu Treffen zu kommen – oft anonym, aber oft auch unter falschem Namen. Von sexueller Belästigung sind in den meisten Fällen junge Mädchen betroffen – aber auch immer wieder Jungen. Die TäterInnen bauen zuerst Vertrauen auf, indem sie sich z.B. für die Hobbys der Kinder interessieren, und bringen sie so zur Herausgabe von intimen Fotos oder Videos. Häufig werden diese Aufnahmen im Anschluss dafür benutzt, die Kinder zum Schweigen zu bringen. Wer sich jedoch hinter dem Chatprofil verbirgt, bleibt häufig unklar. Deshalb: Vorsicht beim Versenden von Fotos, Videos und besonders bei realen Treffen!"

Wie ist die rechtliche Situation in Bezug auf Cybergrooming?

Unter Cybergrooming versteht man das gezielte Ansprechen von Kindern im Internet, um sexuellen Kontakt mit ihnen herzustellen. Wer ein Kind über das Internet anspricht, um es zu sexuellen Handlungen zu bringen, macht sich strafbar. Wer auf ein Kind unter 14 Jahren einwirkt, damit es sich entblößt oder sexuelle Handlungen vornimmt, dem droht in Deutschland eine Freiheitsstrafe von 3 Monaten bis 5 Jahren.
Seit März 2020 werden auch die Fälle strafrechtlich erfasst, in denen der Täter lediglich glaubt, auf ein Kind einzuwirken, tatsächlich aber mit einem Erwachsenen kommuniziert - zum Beispiel mit einem Elternteil oder einem verdeckten Ermittler. Schickt der Minderjährige in der Kommunikation mit einem Erwachsene dann beispielsweise noch Nacktfotos von sich, kommt zusätzlich auch eine Strafbarkeit wegen Kinderpornografie (§ 184b StGB) in Betracht.

Im März 2021 wurde das Jugendschutzgesetz modernisiert. Die Novellierung verfolgt die folgenden Ziele:

  • Schutz von Kindern und Jugendlichen vor Interaktionsrisiken wie Mobbing, sexueller Anmache oder Kostenfallen
  • Orientierung für Eltern, Fachkräfte und Jugendliche durch einheitliche Alterskennzeichen
  • Durchsetzung der Regelungen nicht nur national, sondern auch gegenüber ausländischen Anbietern, die Kinder und Jugendliche besonders viel nutzen

Mehr unter: www.bmfsfj.de/bmfsfj/aktuelles/alle-meldungen/bundesrat-billigt-reform-des-jugendschutzgesetzes-161184

Wie bewegt sich mein Kind am Besten im Internet?

Digitale Medien sind als Teil digitaler Kinder- und Jugendkultur zu verstehen. Eltern und Erziehende haben die Aufgabe, Kinder und Jugendliche dabei zu begleiten und zu unterstützen, sicher und kompetent mit Medien aufzuwachsen. Kinder und Jugendliche müssen befähigt werden, selbstbestimmt, eigenverantwortlich und souverän mit digitalen Medien umzugehen. Zu einer guten Begleitung gehört der aktive Austausch mit Kindern und Jugendlichen: über Medienerlebnisse, Bedürfnisse und Wünsche sprechen und sich dafür interessieren, was Heranwachsende online machen; zudem ist es wichtig, Kinder und Jugendliche über mögliche Risiken/Herausforderungen im Netz aufzuklären, damit diese lernen damit umzugehen und Risiken möglichst vermeiden; auch ist es wichtig, dass Kinder und Jugendliche in Eltern, Erziehenden, Pädagog:innen Vertrauenspersonen sehen, an die sie sich wenden können bei Problemen, Sorgen oder brenzligen Situationen im Netz.

Mehr unter:
Gutes Aufwachsen mit Medien
und Schau Hin!
und Innocence In Danger

Wie spreche ich mit meinem Kind über sexuelle Gewalt?

Innocence in Danger
Julia von Weiler, Leiterin von Innocence in Danger
Foto: Privat
Julia von Weiler, Leiterin von Innocence in Danger


"Meistens geben wir uns dem (Irr-)Glauben hin, sexuelle Gewalt an Kindern finde immer nur woanders statt oder wird nur vom „fremden, bösen Mann“ verübt. Leider sieht die Realität ganz anders aus. 80-90% aller Fälle finden im sozialen Nahfeld des Kindes statt. Gerade deshalb ist es so wichtig, Kinder auf positive Art aufzuklären. Kinder und Jugendliche müssen eine Sprache an die Hand bekommen, die es Ihnen erlaubt, auch schwierige Dinge zu benennen. Vage Umschreibungen sind nicht besonders hilfreich und führen eher zu Verwirrungen und noch mehr Scham. Hier finden Sie einige Beispiele, die Sie als Richtschnur für eine solche Unterhaltung mit Kindern und Jugendliche nutzen können:

  • Du darfst immer erzählen, wenn jemand Dir wehgetan hat oder Deine Gefühle verletzt hat. Es tut sehr gut, mit einem Erwachsenen, dem Du vertraust, darüber zu sprechen. Auch wenn Du Dich vielleicht schämst oder Angst hast, probiere es aus. Meistens geht es Dir danach doch besser.
  • Niemand darf Dir mit Worten oder Schlägen wehtun oder Angst machen! Kein Mensch darf Dich gegen Deinen Willen anfassen oder gar küssen!
  • Es gibt Erwachsene oder ältere Jugendliche, die wollen, dass Kinder ihren Penis oder ihre Vagina anschauen oder anfassen. Es ist ihnen egal, dass Mädchen und Jungen sich dabei ganz schlimm fühlen. Oft sagen sie, dass es ein Geheimnis ist und vielleicht schlimme Dinge passieren, wenn es erzählt wird. Das stimmt nicht! So etwas darf jedes Kind IMMER erzählen!
  • Es ist gar nicht immer so einfach, sich selbst zu schützen. Wenn es nicht geht, ist das nicht Deine Schuld! Es ist wichtig für Dich, jemanden zu finden, dem Du davon erzählen kannst: Deine Eltern, Großeltern, Paten, Freundinnen und Freunde, Lehrer… such Dir jemand, dem Du vertraust und der Dir helfen kann!
  • Sollte Dir nicht geglaubt werden, gib mir nicht auf! Du wirst sicher jemanden finden, der Dir zuhört und Dir hilft!

So oder ähnlich können Sie mit Kindern über mögliche Gefahren sprechen. Damit geben Sie zu verstehen, dass es in Ordnung ist, darüber zu sprechen, dass Sie von solchen Problemen wissen und dass Sie einem Kind helfen würden, wenn es sich Ihnen anvertraut. Außerdem zeigen Sie, dass niemand vor Scham im Boden versinken muss, sondern dass darüber tatsächlich gesprochen werden kann."

Mehr unter www.innocenceindanger.de/faq-eltern/

Warum ist es so schwer für Kinder von den Übergriffen zu erzählen?

Ulli Freund, Erziehungswissenschaftlerin und Präventionsexpertin
Foto: Privat
Ulli Freund, Erziehungswissenschaftlerin und Präventionsexpertin


"Die meisten Kinder schämen sich, weil der Missbrauch mit Sexualität zu tun hat. Es fällt ihnen schwer, über das zu sprechen, was ihnen passiert. Oft sagt ihnen der Täter oder die Täterin auch, dass sie selbst schuld an dem Missbrauch sind. Aber das stimmt natürlich nicht. Niemals hat ein Kind Schuld an sexuellen Handlungen durch Erwachsene. Die Täter und Täterinnen wollen, dass die Kinder sich schuldig fühlen. Sie sagen Sätze wie: Du hast dich ja nicht gewehrt. Du hast damit angefangen. Du wolltest das. Das machen die Täter und Täterinnen mit Absicht. Es ist ihre Strategie, damit das Opfer nicht spricht. Klar ist aber: Schuld hat immer der Täter oder die Täterin – ganz egal, wie das Kind sich verhalten hat. Viele Kinder haben Angst, dass ihnen niemand glaubt. Häufig verbieten die Täter und Täterinnen ihnen, jemandem davon zu erzählen. Sie behaupten, das sei ein Geheimnis. Sie drohen den Kindern. Sie sagen: Es passiert etwas Schlimmes, wenn du einer Person unser Geheimnis erzählst. Das macht den Kindern noch mehr Angst und vergrößert ihre Schuldgefühle."

Mehr hier www.anrufen-hilft.de/haeufige-fragen

Wie gehe ich mit einem Kind um, wenn ich sexuellen Missbrauch vermute?

Ulli Freund, Erziehungswissenschaftlerin und Präventionsexpertin
Foto: Privat
Ulli Freund, Erziehungswissenschaftlerin und Präventionsexpertin


"Versuchen Sie, Vertrauen zu dem Kind aufzubauen. Nehmen Sie sich dafür Zeit. Unternehmen Sie etwas mit dem Kind und fragen Sie, wie es dem Kind geht. Bieten Sie dem Kind an, bei Problemen mit Ihnen zu sprechen. Sie können dem Kind auch sagen, dass Sie sich Sorgen machen – zum Beispiel, weil es traurig aussieht oder sich verändert hat. Geben Sie dem Kind Zeit, von sich aus zu erzählen. Versuchen Sie, keine geschlossenen Fragen zu stellen. Geschlossene Fragen sind solche, auf die das Kind mit Ja oder Nein antworten kann. Solche Fragen führen häufig dazu, dass das Kind mal so und mal so antwortet und Sie als helfende Person eher noch unsicherer werden. Zudem beeinflussen Sie mit einer geschlossenen Frage das Kind. Stellen Sie dem Kind offene Fragen, wie zum Beispiel: Wie geht es dir? Was habt ihr zusammen gemacht? Was ist dann passiert? Was war das für eine Person? Wie sah die Person aus? Wie ging es dann weiter? Auch für offene Fragen gilt: Drängen Sie das Kind nicht über etwas zu sprechen, wenn es das nicht will. Kinder geraten dadurch unter Druck. Viele erzählen dann nichts mehr und schweigen über den Missbrauch. Oder sie sagen das, was die Erwachsenen hören wollen und entsprechen damit den Erwartungen. Das kann für eine Strafanzeige sehr problematisch sein."

Mehr hier www.anrufen-hilft.de/haeufige-fragen

Wie kann ich aktiv werden, wenn sich ein betroffenes Kind anvertraut?

Dr. Thomas Rüdiger, Cyberkriminologe am Institut für Polizeiwissenschaft
Dr. Thomas Rüdiger, Cyberkriminologe am Institut für Polizeiwissenschaft

"Nur selten vertrauen sich Kinder ihren Eltern an. In manchen Fällen gehen die Kinder sogar lieber zur Polizei, weil viele Angst haben, von ihren Eltern bestraft zu werden und ihr Internetzugang zu verlieren. Manchen Eltern gelingt es nicht ein Vertrauensverhältnis mit ihren Kindern in Bezug auf digitale Medien aufzubauen, sodass sie meistens auch nichts vom den digitalen Risiken mitbekommen, denn die eigenen Kinder ausgesetzt sind. Klassischerweise entdecken die Eltern Cyber-Grooming auch nur per Zufall.
Falls man doch von einer Straftat erfährt, sollte man auf keinem Fall den Täter oder die Täterin anschreiben. Denn dann wird der Täter gewarnt, kann Beweise löschen und seine Spuren verwischen. Wenn ihr Kind sich anvertraut, dann sollte man erstens Screenshots mit Datum und Uhrzeit von den Nachrichten anfertigen. Wer nicht zur Polizei will, kann sich auch an Beratungsstellen wenden, wie z.B. der Weiße Ring, Juuport usw.
Aber: Täter haben teilweise dreistellige Opferzahlen und nur die wenigsten Opfer offenbaren sich jemanden. Die einzige Art und Weise, auch diese Kinder zu schützen, ist durch polizeilichen Ermittlungsmaßnahmen. Deshalb: wer ein Hinweis kriegt, sollte es zu Anzeige bringen. Nur Sicherheitsbehörde haben die Möglichkeit, auch die anderen Kindern vor Übergriffen zu schützen."

Innocence in Danger
Julia von Weiler, Leiterin von Innocence in Danger
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Julia von Weiler, Leiterin von Innocence in Danger


"Wenn sich ein Kind Ihnen digital vermittelten sexuellen Missbrauch andeutet oder erzählt, können folgende Hinweise hilfreich sein:

  • Ruhe bewahren und möglichst sachlich reagieren. Betroffene Kinder und Jugendliche sind mit Reaktionen wie Entsetzen oder Panik oft überfordert und nehmen ihre Berichte meist zurück.
  • Das Kind ernst nehmen und ihm nie die Mitschuld geben. Sagen Sie dem Kind ausdrücklich, dass es keine Schuld hat. Die Verantwortung trägt immer der Täter oder die Täterin.
  • Bohrende Fragen vermeiden. Häufiges Nachfragen signalisiert dem Kind, dass ihm doch nicht geglaubt wird.
  • Zeigen Sie sich als vertrauenswürdig. Machen Sie dem Kind keine Vorwürfe, dass es sich „erst jetzt“ anvertraut, loben Sie ihn für den Mut, jetzt zu sprechen.
  • Holen Sie sich Hilfe. Suchen Sie in jedem Fall Unterstützung in einer Beratungsstelle, um Ihre Gefühle und Gedanken zu sortieren und weitere Schritte zum Schutze des Kindes zu planen."

Wie gehe ich mit einem möglichen Täter oder einer möglichen Täterin um?

Ulli Freund, Erziehungswissenschaftlerin und Präventionsexpertin
Foto: Privat
Ulli Freund, Erziehungswissenschaftlerin und Präventionsexpertin


"Diese Frage beschäftigt sehr viele Menschen, die bei uns anrufen. Besonders belastend ist die Situation, wenn die Ratsuchenden den möglichen Täter oder die mögliche Täterin gut kennen. In jedem Fall gilt: Bleiben Sie ruhig und sprechen Sie die Person nicht sofort auf den Verdacht an. Sonst besteht das hohe Risiko, dass der Täter oder die Täterin das Kind unter Druck setzt und damit zum Schweigen bringt.
Wenn Eltern ihre Kinder missbrauchen, ist es besonders schwer, die betroffenen Kinder zu schützen. Sprechen Sie die Eltern nicht auf Ihren Verdacht an, sondern stimmen Sie das weitere Vorgehen mit einer Fachberatungsstelle ab. Bei sexuellem Missbrauch innerhalb der Familie müssen zum richtigen Zeitpunkt auch das Jugendamt und das Familiengericht eingeschaltet werden. Nur Richter und Richterinnen können Eltern Rechte entziehen und damit die Kinder schützen."

Mehr unter www.anrufen-hilft.de/haeufige-fragen

Wo finde ich Unterstützung und Beratung?

Ulli Freund, Erziehungswissenschaftlerin und Präventionsexpertin
Foto: Privat
Ulli Freund, Erziehungswissenschaftlerin und Präventionsexpertin


"Am besten wenden Sie sich an eine Fachberatungsstelle vor Ort, die auf das Thema sexueller Missbrauch spezialisiert ist. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter solcher Fachberatungsstellen kennen sich sehr gut aus und begleiten Sie bei allen weiteren Schritten. Adressen von Fachberatungsstellen in Ihrer Nähe finden Sie über das Hilfeportal Sexueller Missbrauch (www.hilfeportal-missbrauch.de).

Um die Situation zu sortieren und eine erste Einschätzung zu bekommen, können Sie sich vertrauensvoll an unser Hilfetelefon Sexueller Missbrauch wenden (www.hilfetelefon-missbrauch.de). Die Fachkräfte am Telefon hören Ihnen zu, geben Tipps und nennen Ihnen passende Anlaufstellen in Ihrer Nähe.

Informationen für Fachkräfte zur Einführung von Schutzkonzepten gegen sexuelle Gewalt an Kindern sowie den Umgang mit digitalen Medien und sexueller Gewalt finden Sie unter www.kein-raum-fuer-missbrauch.de, www.schule-gegen-sexuelle-gewalt.de und www.wissen-hilft-schützen.de.

Informationen speziell für ältere Kinder und Jugendliche bei Problemen im Netz (z. B. bei Cybermobbing, Cybergrooming, WhatsApp-Stress) finden sich unter www.save-me-online.de (Online-Angebot des Hilfetelefons für ältere Kinder) und unter www.juuuport.de (Hilfe von Jugendlichen für Jugendliche).

Weitere Informationen finden Sie unter www.beauftragter-missbrauch.de und HIER (www.anrufen-hilft.de/haeufige-fragen)

Das Elterntelefon der „Nummer gegen Kummer“ bietet kostenlose und anonyme Beratung, Montag bis Freitag von 9 – 17 Uhr, sowie Dienstag und Donnerstag von 17 – 19 Uhr unter der Nummer 0800 – 111 0 550. www.nummergegenkummer.de"

Was sollte passieren, damit Kinder und Jugendliche mehr geschützt werden?

Innocence in Danger
Julia von Weiler, Leiterin von Innocence in Danger
Foto: Privat
Julia von Weiler, Leiterin von Innocence in Danger


"Ich wünsche mir viel mehr verbindliche Verantwortung von den Providern. Da ist noch ganz viel Luft nach oben. Und gleichzeitig versteh ich aber auch, wenn Provider sagen, wir wollen aber auch gesetzliche Sicherheit. Also wünsch ich mir eine gesetzlich verankerte verbindliche Verantwortung von Providern. Meine Forderung an Politik ist eben auch, nicht immer nur an die schwächsten Glieder in der Kette zu gehen, nämlich Kinder und Jugendliche fit zu machen und dann deren Eltern."

Dr. Thomas Rüdiger, Cyberkriminologe am Institut für Polizeiwissenschaft
Dr. Thomas Rüdiger, Cyberkriminologe am Institut für Polizeiwissenschaft

"Aus meiner Sicht ist eine grundsätzliche gesamtgesellschaftliche Strategie notwendig. Digitale Generalprävention ist beispielsweise ein wichtiger Ansatz. D.h. medienkompetente Eltern, die ihre Kinder auf den digitalen Raum vorbereiten; Schulen, in denen Medienkompetenzen verpflichtend verankert sind; Gesetze, die auch Betreiber zu Schutzmaßnahmen bringen. Und Sicherheitsbehörden, die gegen die Delikte im digitalen Raum sichtbar vorgehen. Denn Täter:innen haben gegenwärtig wenn überhaupt nur eine geringe Angst vor Strafverfolgungen, und damit sinkt ihre Hemmschwelle weiter. Hier zeigt sich auch, eine Polizeiarbeit, die auf nationalen Maßnahmen basiert, kann in einem globalen Raum nicht wirklich effektiv funktionieren. Ich schätze, dass gegenwärtig nicht mehr als 2 Prozent des Personals der Sicherheitsbehörden für digitalen Themen zuständig sind, darunter fallen dann alle digitalen Risiken. Das Personal reicht niemals auch nur ansatzweise, um in allen Sozialen Medien und auch Onlinegames überhaupt gegen Täter proaktiv – z.B. über Scheinkinder - vorzugehen. Es wäre aber ja auch keine Aufgabe nur einer deutschen Polizei. Deshalb brauchen wir ein globales digitales Strafrecht und Polizeiarbeit. Dafür müsste man sich aber erst mal grundsätzlich überall einigen, was unter Cybergrooming zu verstehen ist."

Muss man die Plattformen mehr in die Verantwortung nehmen?

Jugendschutz.NET

"Betreiber von Diensten können nicht jeden Übergriff verhindern, Risiken für Kinder und Jugendliche aber reduzieren. jugendschutz.net fordert daher bessere Schutzkonzepte. Verantwortliche müssen schnell auf Meldungen reagieren, ihr Angebot sicher konfigurieren und altersgerecht über Risiken aufklären. Für jüngere Kinder sind geschützte Kommunikationsräume nötig. Dort müssen Eltern festlegen können, mit wem ihre Kinder chatten. Zudem sind Moderatoren wichtig, die Übergriffe verhindern."



HILFE FÜR SCHULEN UND LEHRER:INNEN

Warum sollte ich das Thema Cybergrooming im Unterricht behandeln?

Kinder werden heute immer wieder in vermeintlich harmlosen Chats mit Cybergrooming konfrontiert. GEFANGEN IM NETZ zeigt das Ausmaß der Belästigung Minderjähriger bis hin zum Missbrauch durch erwachsene Männer. Er könnte ein wichtiges Instrument der Medienbildung - für Kinder, Eltern, Lehrkräfte, Jugendhilfe, Beratungsstellen, Ermittlungs- und Strafverfolgungsbehörden werden, um Kinder künftig besser vor derartigen Übergriffen zu schützen. Der Film dient der Aufklärung und Präventionsarbeit mit Jugendlichen, die unbeabsichtigt und oft unvorbereitet als tägliche User von Smartphones und Computern mit Cybergrooming konfrontiert werden. Zum Film gibt es umfassendes Begleitmaterial, das diese Arbeit in Ansätzen unterstützt und darüber hinaus auf weitere Informationen zum Tatbestand, zur Medienbildung und Prävention hinweist.

Der Kinofilm hat mich sehr mitgenommen, gibt es eine Variante speziell für Schüler:innen?

Für den Einsatz im Schulunterricht gibt es eine gekürzte und weniger explizite Variante als die Kinoversion. Die Schulversion ist ca. 60 Minuten lang und Jugendliche werden stärker an die Hand genommen bei der Sichtung. Die Schulversion hat eine FSK 12.

Für welche Klassenstufen eignet sich die Schulversion?

GEFANGEN IM NETZ als Schulversion ist ein Film für Schüler:innen ab 12 Jahren / 7.Klasse empfohlen an allen allgemeinbildenden Schulen, in Arbeitsgemeinschaften und Jugendgruppen, v.a. für die Fächer Kunst / Medienbildung, Sozialkunde, Deutsch, Ethik sowie den fächerübergreifenden Unterricht.

Worauf muss ich achten, wenn ich den Film meinen Schüler:innen zeigen will?

Der Dokumentarfilm enthält in seiner Langversion von 100 Minuten mit einer beantragten FSK-Freigabe für 16 Jahre explizite sexuelle Szenen von männlicher Masturbation. Diese Szenen sind in der vorliegenden Schulfassung von 63 Minuten mit einer beantragten FSK-Freigabe ab 12 Jahren herausgeschnitten bzw. technisch verpixelt, d.h. nicht deutlich zu erkennen. Sie sind jedoch in ihrem Inhalt zu erahnen. Darüber sollten Sie als Lehrer:innen und Eltern informiert sein, um die Jugendlichen unbedingt darauf vorzubereiten. Darüber hinaus kann der Film auch Erlebtes bei Jugendlichen triggern. Eine Vor- und Nachbereitung des Films inkl. Weiterführender Hilfsangebote ist daher absolut empfohlen.

Wo finde ich Begleitmaterial zum Film und zum Thema?

Das Begleitmaterial für den Unterricht zum Film GEFANGEN IM NETZ finden Sie HIER zum Download.
Weiterführende Informationen zur Behandlung des Themas im Unterricht finden Sie auch auf den Websiten von Innocence in Danger und Klicksafe.

Weitere Informationen zum Thema: