Foto: Privat
Julia von Weiler, Leiterin von Innocence in Danger
"Das Internet ist ein Großstadtdschungel. Alles ist wahr oder auch falsch. Es gibt blinkende
Lichter und dunkle Ecken, es gibt tolle Menschen und die größten Vollidioten, Abzocker und
auch Sexualstraftäter, die ständig online nach Opfern suchen. Damit du denen nicht ins Netz
gehst, hier die wichtigsten Tipps.
Verrate nicht wer oder wo du bist
Kristin Langer, Mediencoach bei Schau Hin!
"Cybergrooming (vom Englischen „grooming“, auf deutsch: anbahnen oder vorbereiten) ist das
gezielte Ansprechen Minderjähriger über das Internet mit dem Ziel, sexuelle Kontakte
anzubahnen. Dabei werden Kinder und Jugendliche belästigt und aufgefordert, Nacktaufnahmen
zu übersenden oder zu Treffen zu kommen – oft anonym, aber oft auch unter falschem Namen.
Von sexueller Belästigung sind in den meisten Fällen junge Mädchen betroffen – aber auch
immer wieder Jungen. Die TäterInnen bauen zuerst Vertrauen auf, indem sie sich z.B. für die
Hobbys der Kinder interessieren, und bringen sie so zur Herausgabe von intimen Fotos oder
Videos. Häufig werden diese Aufnahmen im Anschluss dafür benutzt, die Kinder zum Schweigen
zu bringen. Wer sich jedoch hinter dem Chatprofil verbirgt, bleibt häufig unklar. Deshalb:
Vorsicht beim Versenden von Fotos, Videos und besonders bei realen Treffen!"
MEHR auf klicksafe.de
und schau-hin.info
und Juuuport.de.
Kristin Langer, Mediencoach bei Schau Hin!
"Die Täterinnen und Täter versuchen, ihre Opfer zu manipulieren, um an die gewünschten
Informationen oder Bilder zu kommen. Wichtig ist, auf das eigene Bauchgefühl zu hören und
misstrauisch zu werden, wenn die andere Person sich komisch verhält. Anzeichen dafür, dass
dein Gegenüber nichts Gutes im Sinn hat, könnten sein: Er oder sie macht dir sehr viele
Komplimente, hat Verständnis für „alles“, was du sagst, und versucht angestrengt, cool und
jugendlich zu wirken. Die Täterinnen und Täter wollen oft wissen, wo du grade bist und ob du
allein am Smartphone oder Computer bist. Sie wollen Bilder von dir bekommen und per
Video-Chat mit dir sprechen. Manchmal behaupten Sie, ihre eigene Kamera sei „kaputt“. Nach
einiger Zeit werden die Komplimente anzüglich, sie wollen Bilder haben, die dich freizügig
zeigen und verlangen vielleicht spezielle Posen oder Kleidung. Solche Bilder solltest du auf
keinen Fall verschicken und mit deinen Eltern oder jemandem, dem du absolut vertraust,
darüber sprechen. Auch wenn dein Gegenüber dir rät, niemandem von dem Chat zu erzählen, so
ein Geheimnis kann für dich riskant sein."
Mehr unter: schau-hin.info
Foto: Juuuport.de
Ayla Schaub von Juuuport.de
"Es gibt ein paar effektive Sachen, die man tun kann, wenn man von Cybergrooming betroffen
ist:
Das kannst Du selber tun:
Jugend.support
"Hast Du den Inhalt oder die Nutzer:innen, die Dich stören, direkt in der App oder beim
Betreiber des sozialen Netzwerks gemeldet? Wie Du das machst, findest Du auf der Seite Probleme melden oder im Kompass Social Media. Wenn Du damit
nicht weiterkommst, können Dir vielleicht die Internet-Beschwerdestellen helfen.
jugend.support arbeitet mit den Beschwerdestellen eco, fsm und jugendschutz.net zusammen.
Die Beschwerdestellen haben noch andere Möglichkeiten als die Nutzer:innen, mit
Betreiber:innen oder Einzelpersonen in Kontakt zu treten, um Inhalte entfernen zu lassen.
Für Deine Nachricht an die Internet-Beschwerdestellen kannst Du das Beschwerdeformular nutzen. Wenn
peinliche Bilder von Dir oder anderen (zum Beispiel Nacktbilder) missbraucht werden, prüfen
die Beschwerdestellen die Inhalte genau. Das gilt auch für sexuelle Belästigung oder Anmache
im Internet, so genanntes Cybergrooming. Die Beschwerdestellen setzen sich dafür ein, dass
der Inhalt und der Account der Täter:innen nicht länger online ist, wenn er gegen das
deutsche Recht verstößt. Sie arbeiten dazu auch mit der Polizei zusammen."
Save-me-online.de
Bei save-me-online.de kannst du dich über sexuelle Gewalt im Netz informieren und beraten
lassen. Wir bieten vertrauliche und kostenlose Unterstützung für Jugendliche und junge
Erwachsene, bei der du auch anonym bleiben kannst. Hier kannst du den Berater:innen
schreiben, wenn du Sorgen, Probleme oder Angst hast. Sie kennen sich gut aus mit den Themen
sexueller Missbrauch und sexuelle Gewalt. Auch bei Cybergrooming bekommst du hier Hilfe.
Mehr unter www.save-me-online.de
Nummer Gegen Kummer
Du fühlst dich allein mit Deinen Problemen? Darüber reden hilft! Das Kinder- und
Jugendtelefon der „Nummer gegen Kummer“ bietet kostenlose und anonyme Beratung, montags bis
samstags von 14-20 Uhr unter der Nummer 116 111. Samstags werden die Anrufe von den Teams
„Jugendliche beraten Jugendliche“ angenommen. Wenn du lieber schreibst, statt sprichst, gibt
es auch eine Online-Beratung, anonym und kostenlos, unter www.nummergegenkummer.de
- rund um die Uhr per Mail und von Dienstag bis Freitag im Chat.
JUUUPORT.de
Du brauchst Hilfe oder einen Rat bei Cybergrooming? Wir sind ehrenamtlich aktive Jugendliche
aus ganz Deutschland, die JUUUPORT-Scouts, und helfen Dir bei Online-Problemen wie
Cybergrooming, Stress in sozialen Medien, Online-Abzocke und Datenklau. Wir beraten Dich
kostenlos und datenschutzkonform per WhatsApp und Telegram Montag bis Freitag zwischen 18
und 20Uhr.
Mehr unter https://www.juuuport.de/beratung
Notfall: Hilfetelefon sexueller Missbrauch
Du hast eine Frage oder ein Problem und möchtest sofort mit jemandem reden? Ruf uns an. Auch
im Zweifelfall. Hier kannst du kostenfrei anrufen, wenn du sexuellen Missbrauch erlebt hast
oder dich bedroht fühlst. Ausgebildete Berater:innen hören dir zu und helfen dir weiter.
Jedes Gespräch bleibt vertraulich und anonym! Die Telefonnummer ist die 0800 22 55 530.
Telefonzeiten sind immer montags, mittwochs und freitags von 9 bis 14 Uhr sowie dienstags
und donnerstags von 15 bis 20 Uhr.
Mehr unter: https://nina-info.de/hilfetelefon/fuer-jugendliche.html
Foto: Privat
Julia von Weiler, Leiterin von Innocence in Danger
"Der Film entspricht total der Realität in Deutschland. Das ist hier überhaupt nicht anders
als in Tschechien. gefühlt jedes Kind ab 11 Jahren hat ein Smartphone in der Hosentasche.
D.h. die Situation hat sich verschärft. Entsprechend ist in Deutschland erst kürzlich der
Cybergrooming-Paragraph ergänzt worden. Cybergrooming ist ein alltägliches Risiko für Kinder
und Jugendliche, die sich online bewegen. Sexuelle Gewalt an Kindern ist eine Beziehungstat.
80 – 90% aller Fälle finden im sozialen Nahfeld des Kindes statt: Familie, Freundeskreis,
Schule, Sport, Nachbarschaft. Dazu gehört natürlich längst auch das digitale soziale
Nahfeld: die Insta-Friends, die Online-Buddies, mit denen ich dort spiele, usw. Das
bedeutet, das soziale Nahfeld war noch nie so nah wie heute, weil es einfach durch das Gerät
die ganze Zeit bei mir ist. Die digitalen Medien haben die Dynamik und das Phänomen
sexueller Gewalt fundamental verändert. Für immer. Über die Webcam findet der Täter den
direkten ungestörten Kontakt zum Kind in seinem sichersten Hafen."
Mehr unter www.innocenceindanger.de/fuer-medienpolitik/
Kristin Langer, Mediencoach bei Schau Hin!
"Cybergrooming (vom Englischen „grooming“, auf deutsch: anbahnen oder vorbereiten) ist das
gezielte Ansprechen Minderjähriger über das Internet mit dem Ziel, sexuelle Kontakte
anzubahnen. Dabei werden Kinder und Jugendliche belästigt und aufgefordert, Nacktaufnahmen
zu übersenden oder zu Treffen zu kommen – oft anonym, aber oft auch unter falschem Namen.
Von sexueller Belästigung sind in den meisten Fällen junge Mädchen betroffen – aber auch
immer wieder Jungen. Die TäterInnen bauen zuerst Vertrauen auf, indem sie sich z.B. für die
Hobbys der Kinder interessieren, und bringen sie so zur Herausgabe von intimen Fotos oder
Videos. Häufig werden diese Aufnahmen im Anschluss dafür benutzt, die Kinder zum Schweigen
zu bringen. Wer sich jedoch hinter dem Chatprofil verbirgt, bleibt häufig unklar. Deshalb:
Vorsicht beim Versenden von Fotos, Videos und besonders bei realen Treffen!"
Unter Cybergrooming versteht man das gezielte Ansprechen von Kindern im Internet, um
sexuellen Kontakt mit ihnen herzustellen. Wer ein Kind über das Internet anspricht, um es zu
sexuellen Handlungen zu bringen, macht sich strafbar. Wer auf ein Kind unter 14 Jahren
einwirkt, damit es sich entblößt oder sexuelle Handlungen vornimmt, dem droht in Deutschland
eine Freiheitsstrafe von 3 Monaten bis 5 Jahren.
Seit März 2020 werden auch die Fälle strafrechtlich erfasst, in denen der Täter lediglich
glaubt, auf ein Kind einzuwirken, tatsächlich aber mit einem Erwachsenen kommuniziert - zum
Beispiel mit einem Elternteil oder einem verdeckten Ermittler. Schickt der Minderjährige in
der Kommunikation mit einem Erwachsene dann beispielsweise noch Nacktfotos von sich, kommt
zusätzlich auch eine Strafbarkeit wegen Kinderpornografie (§ 184b StGB) in Betracht.
Im März 2021 wurde das Jugendschutzgesetz modernisiert. Die Novellierung verfolgt die
folgenden Ziele:
Digitale Medien sind als Teil digitaler Kinder- und Jugendkultur zu verstehen. Eltern und
Erziehende haben die Aufgabe, Kinder und Jugendliche dabei zu begleiten und zu unterstützen,
sicher und kompetent mit Medien aufzuwachsen. Kinder und Jugendliche müssen befähigt werden,
selbstbestimmt, eigenverantwortlich und souverän mit digitalen Medien umzugehen. Zu einer
guten Begleitung gehört der aktive Austausch mit Kindern und Jugendlichen: über
Medienerlebnisse, Bedürfnisse und Wünsche sprechen und sich dafür interessieren, was
Heranwachsende online machen; zudem ist es wichtig, Kinder und Jugendliche über mögliche
Risiken/Herausforderungen im Netz aufzuklären, damit diese lernen damit umzugehen und
Risiken möglichst vermeiden; auch ist es wichtig, dass Kinder und Jugendliche in Eltern,
Erziehenden, Pädagog:innen Vertrauenspersonen sehen, an die sie sich wenden können bei
Problemen, Sorgen oder brenzligen Situationen im Netz.
Mehr unter:
Gutes Aufwachsen mit Medien
und
Schau Hin!
und Innocence In Danger
Foto: Privat
Julia von Weiler, Leiterin von Innocence in Danger
"Meistens geben wir uns dem (Irr-)Glauben hin, sexuelle Gewalt an Kindern finde immer nur
woanders statt oder wird nur vom „fremden, bösen Mann“ verübt. Leider sieht die Realität
ganz anders aus. 80-90% aller Fälle finden im sozialen Nahfeld des Kindes statt. Gerade
deshalb ist es so wichtig, Kinder auf positive Art aufzuklären. Kinder und Jugendliche
müssen eine Sprache an die Hand bekommen, die es Ihnen erlaubt, auch schwierige Dinge zu
benennen. Vage Umschreibungen sind nicht besonders hilfreich und führen eher zu Verwirrungen
und noch mehr Scham. Hier finden Sie einige Beispiele, die Sie als Richtschnur für eine
solche Unterhaltung mit Kindern und Jugendliche nutzen können:
Foto: Privat
Ulli Freund, Erziehungswissenschaftlerin und Präventionsexpertin
"Die meisten Kinder schämen sich, weil der Missbrauch mit Sexualität zu tun hat. Es fällt
ihnen schwer, über das zu sprechen, was ihnen passiert. Oft sagt ihnen der Täter oder die
Täterin auch, dass sie selbst schuld an dem Missbrauch sind. Aber das stimmt natürlich
nicht. Niemals hat ein Kind Schuld an sexuellen Handlungen durch Erwachsene. Die Täter und
Täterinnen wollen, dass die Kinder sich schuldig fühlen. Sie sagen Sätze wie: Du hast dich
ja nicht gewehrt. Du hast damit angefangen. Du wolltest das. Das machen die Täter und
Täterinnen mit Absicht. Es ist ihre Strategie, damit das Opfer nicht spricht. Klar ist aber:
Schuld hat immer der Täter oder die Täterin – ganz egal, wie das Kind sich verhalten hat.
Viele Kinder haben Angst, dass ihnen niemand glaubt. Häufig verbieten die Täter und
Täterinnen ihnen, jemandem davon zu erzählen. Sie behaupten, das sei ein Geheimnis. Sie
drohen den Kindern. Sie sagen: Es passiert etwas Schlimmes, wenn du einer Person unser
Geheimnis erzählst. Das macht den Kindern noch mehr Angst und vergrößert ihre
Schuldgefühle."
Mehr hier www.anrufen-hilft.de/haeufige-fragen
Foto: Privat
Ulli Freund, Erziehungswissenschaftlerin und Präventionsexpertin
"Versuchen Sie, Vertrauen zu dem Kind aufzubauen. Nehmen Sie sich dafür Zeit. Unternehmen
Sie etwas mit dem Kind und fragen Sie, wie es dem Kind geht. Bieten Sie dem Kind an, bei
Problemen mit Ihnen zu sprechen. Sie können dem Kind auch sagen, dass Sie sich Sorgen machen
– zum Beispiel, weil es traurig aussieht oder sich verändert hat. Geben Sie dem Kind Zeit,
von sich aus zu erzählen. Versuchen Sie, keine geschlossenen Fragen zu stellen. Geschlossene
Fragen sind solche, auf die das Kind mit Ja oder Nein antworten kann. Solche Fragen führen
häufig dazu, dass das Kind mal so und mal so antwortet und Sie als helfende Person eher noch
unsicherer werden. Zudem beeinflussen Sie mit einer geschlossenen Frage das Kind. Stellen
Sie dem Kind offene Fragen, wie zum Beispiel: Wie geht es dir? Was habt ihr zusammen
gemacht? Was ist dann passiert? Was war das für eine Person? Wie sah die Person aus? Wie
ging es dann weiter? Auch für offene Fragen gilt: Drängen Sie das Kind nicht über etwas zu
sprechen, wenn es das nicht will. Kinder geraten dadurch unter Druck. Viele erzählen dann
nichts mehr und schweigen über den Missbrauch. Oder sie sagen das, was die Erwachsenen hören
wollen und entsprechen damit den Erwartungen. Das kann für eine Strafanzeige sehr
problematisch sein."
Mehr hier www.anrufen-hilft.de/haeufige-fragen
Dr. Thomas Rüdiger, Cyberkriminologe am Institut für Polizeiwissenschaft
"Nur selten vertrauen sich Kinder ihren Eltern an. In manchen Fällen gehen die Kinder sogar
lieber zur Polizei, weil viele Angst haben, von ihren Eltern bestraft zu werden und ihr
Internetzugang zu verlieren. Manchen Eltern gelingt es nicht ein Vertrauensverhältnis mit
ihren Kindern in Bezug auf digitale Medien aufzubauen, sodass sie meistens auch nichts vom
den digitalen Risiken mitbekommen, denn die eigenen Kinder ausgesetzt sind. Klassischerweise
entdecken die Eltern Cyber-Grooming auch nur per Zufall.
Falls man doch von einer Straftat erfährt, sollte man auf keinem Fall den Täter oder die
Täterin anschreiben. Denn dann wird der Täter gewarnt, kann Beweise löschen und seine Spuren
verwischen. Wenn ihr Kind sich anvertraut, dann sollte man erstens Screenshots mit Datum und
Uhrzeit von den Nachrichten anfertigen. Wer nicht zur Polizei will, kann sich auch an
Beratungsstellen wenden, wie z.B. der Weiße Ring, Juuport usw.
Aber: Täter haben teilweise dreistellige Opferzahlen und nur die wenigsten Opfer offenbaren
sich jemanden. Die einzige Art und Weise, auch diese Kinder zu schützen, ist durch
polizeilichen Ermittlungsmaßnahmen. Deshalb: wer ein Hinweis kriegt, sollte es zu Anzeige
bringen. Nur Sicherheitsbehörde haben die Möglichkeit, auch die anderen Kindern vor
Übergriffen zu schützen."
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Julia von Weiler, Leiterin von Innocence in Danger
"Wenn sich ein Kind Ihnen digital vermittelten sexuellen Missbrauch andeutet oder erzählt,
können folgende Hinweise hilfreich sein:
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Ulli Freund, Erziehungswissenschaftlerin und Präventionsexpertin
"Diese Frage beschäftigt sehr viele Menschen, die bei uns anrufen. Besonders belastend ist
die Situation, wenn die Ratsuchenden den möglichen Täter oder die mögliche Täterin gut
kennen. In jedem Fall gilt: Bleiben Sie ruhig und sprechen Sie die Person nicht sofort auf
den Verdacht an. Sonst besteht das hohe Risiko, dass der Täter oder die Täterin das Kind
unter Druck setzt und damit zum Schweigen bringt.
Wenn Eltern ihre Kinder missbrauchen, ist es besonders schwer, die betroffenen Kinder zu
schützen. Sprechen Sie die Eltern nicht auf Ihren Verdacht an, sondern stimmen Sie das
weitere Vorgehen mit einer Fachberatungsstelle ab. Bei sexuellem Missbrauch innerhalb der
Familie müssen zum richtigen Zeitpunkt auch das Jugendamt und das Familiengericht
eingeschaltet werden. Nur Richter und Richterinnen können Eltern Rechte entziehen und damit
die Kinder schützen."
Mehr unter www.anrufen-hilft.de/haeufige-fragen
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Ulli Freund, Erziehungswissenschaftlerin und Präventionsexpertin
"Am besten wenden Sie sich an eine Fachberatungsstelle vor Ort, die auf das Thema sexueller
Missbrauch spezialisiert ist. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter solcher
Fachberatungsstellen kennen sich sehr gut aus und begleiten Sie bei allen weiteren
Schritten. Adressen von Fachberatungsstellen in Ihrer Nähe finden Sie über das Hilfeportal
Sexueller Missbrauch (www.hilfeportal-missbrauch.de).
Um die Situation zu sortieren und eine erste Einschätzung zu bekommen, können Sie sich
vertrauensvoll an unser Hilfetelefon Sexueller Missbrauch wenden (www.hilfetelefon-missbrauch.de).
Die Fachkräfte am Telefon hören Ihnen zu, geben Tipps und nennen Ihnen passende
Anlaufstellen in Ihrer Nähe.
Informationen für Fachkräfte zur Einführung von Schutzkonzepten gegen sexuelle Gewalt an
Kindern sowie den Umgang mit digitalen Medien und sexueller Gewalt finden Sie unter www.kein-raum-fuer-missbrauch.de,
www.schule-gegen-sexuelle-gewalt.de
und www.wissen-hilft-schützen.de.
Informationen speziell für ältere Kinder und Jugendliche bei Problemen im Netz (z. B. bei
Cybermobbing, Cybergrooming, WhatsApp-Stress) finden sich unter www.save-me-online.de
(Online-Angebot des Hilfetelefons für ältere Kinder) und unter www.juuuport.de (Hilfe von Jugendlichen für Jugendliche).
Weitere Informationen finden Sie unter www.beauftragter-missbrauch.de und HIER (www.anrufen-hilft.de/haeufige-fragen)
Das Elterntelefon der „Nummer gegen Kummer“ bietet kostenlose und anonyme Beratung, Montag
bis Freitag von 9 – 17 Uhr, sowie Dienstag und Donnerstag von 17 – 19 Uhr unter der Nummer
0800 – 111 0 550. www.nummergegenkummer.de"
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Julia von Weiler, Leiterin von Innocence in Danger
"Ich wünsche mir viel mehr verbindliche Verantwortung von den Providern. Da ist noch ganz
viel Luft nach oben. Und gleichzeitig versteh ich aber auch, wenn Provider sagen, wir wollen
aber auch gesetzliche Sicherheit. Also wünsch ich mir eine gesetzlich verankerte
verbindliche Verantwortung von Providern. Meine Forderung an Politik ist eben auch, nicht
immer nur an die schwächsten Glieder in der Kette zu gehen, nämlich Kinder und Jugendliche
fit zu machen und dann deren Eltern."
Dr. Thomas Rüdiger, Cyberkriminologe am Institut für Polizeiwissenschaft
"Aus meiner Sicht ist eine grundsätzliche gesamtgesellschaftliche Strategie notwendig.
Digitale Generalprävention ist beispielsweise ein wichtiger Ansatz. D.h. medienkompetente
Eltern, die ihre Kinder auf den digitalen Raum vorbereiten; Schulen, in denen
Medienkompetenzen verpflichtend verankert sind; Gesetze, die auch Betreiber zu
Schutzmaßnahmen bringen. Und Sicherheitsbehörden, die gegen die Delikte im digitalen Raum
sichtbar vorgehen. Denn Täter:innen haben gegenwärtig wenn überhaupt nur eine geringe Angst
vor Strafverfolgungen, und damit sinkt ihre Hemmschwelle weiter. Hier zeigt sich auch, eine
Polizeiarbeit, die auf nationalen Maßnahmen basiert, kann in einem globalen Raum nicht
wirklich effektiv funktionieren. Ich schätze, dass gegenwärtig nicht mehr als 2 Prozent des
Personals der Sicherheitsbehörden für digitalen Themen zuständig sind, darunter fallen dann
alle digitalen Risiken. Das Personal reicht niemals auch nur ansatzweise, um in allen
Sozialen Medien und auch Onlinegames überhaupt gegen Täter proaktiv – z.B. über Scheinkinder
- vorzugehen. Es wäre aber ja auch keine Aufgabe nur einer deutschen Polizei. Deshalb
brauchen wir ein globales digitales Strafrecht und Polizeiarbeit. Dafür müsste man sich aber
erst mal grundsätzlich überall einigen, was unter Cybergrooming zu verstehen ist."
"Betreiber von Diensten können nicht jeden Übergriff verhindern, Risiken für Kinder und
Jugendliche aber reduzieren. jugendschutz.net fordert daher bessere Schutzkonzepte.
Verantwortliche müssen schnell auf Meldungen reagieren, ihr Angebot sicher konfigurieren und
altersgerecht über Risiken aufklären. Für jüngere Kinder sind geschützte Kommunikationsräume
nötig. Dort müssen Eltern festlegen können, mit wem ihre Kinder chatten. Zudem sind
Moderatoren wichtig, die Übergriffe verhindern."
Kinder werden heute immer wieder in vermeintlich harmlosen Chats mit Cybergrooming konfrontiert. GEFANGEN IM NETZ zeigt das Ausmaß der Belästigung Minderjähriger bis hin zum Missbrauch durch erwachsene Männer. Er könnte ein wichtiges Instrument der Medienbildung - für Kinder, Eltern, Lehrkräfte, Jugendhilfe, Beratungsstellen, Ermittlungs- und Strafverfolgungsbehörden werden, um Kinder künftig besser vor derartigen Übergriffen zu schützen. Der Film dient der Aufklärung und Präventionsarbeit mit Jugendlichen, die unbeabsichtigt und oft unvorbereitet als tägliche User von Smartphones und Computern mit Cybergrooming konfrontiert werden. Zum Film gibt es umfassendes Begleitmaterial, das diese Arbeit in Ansätzen unterstützt und darüber hinaus auf weitere Informationen zum Tatbestand, zur Medienbildung und Prävention hinweist.
Für den Einsatz im Schulunterricht gibt es eine gekürzte und weniger explizite Variante als die Kinoversion. Die Schulversion ist ca. 60 Minuten lang und Jugendliche werden stärker an die Hand genommen bei der Sichtung. Die Schulversion hat eine FSK 12.
GEFANGEN IM NETZ als Schulversion ist ein Film für Schüler:innen ab 12 Jahren / 7.Klasse empfohlen an allen allgemeinbildenden Schulen, in Arbeitsgemeinschaften und Jugendgruppen, v.a. für die Fächer Kunst / Medienbildung, Sozialkunde, Deutsch, Ethik sowie den fächerübergreifenden Unterricht.
Der Dokumentarfilm enthält in seiner Langversion von 100 Minuten mit einer beantragten FSK-Freigabe für 16 Jahre explizite sexuelle Szenen von männlicher Masturbation. Diese Szenen sind in der vorliegenden Schulfassung von 63 Minuten mit einer beantragten FSK-Freigabe ab 12 Jahren herausgeschnitten bzw. technisch verpixelt, d.h. nicht deutlich zu erkennen. Sie sind jedoch in ihrem Inhalt zu erahnen. Darüber sollten Sie als Lehrer:innen und Eltern informiert sein, um die Jugendlichen unbedingt darauf vorzubereiten. Darüber hinaus kann der Film auch Erlebtes bei Jugendlichen triggern. Eine Vor- und Nachbereitung des Films inkl. Weiterführender Hilfsangebote ist daher absolut empfohlen.
Das Begleitmaterial für den Unterricht zum Film GEFANGEN IM NETZ finden Sie HIER zum Download.
Weiterführende Informationen zur Behandlung des Themas im Unterricht finden Sie auch auf den
Websiten von Innocence in Danger
und Klicksafe.
Weitere Informationen zum Thema: